Sprachstörungen und Sprechstörungen
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Was sind Sprachstörungen im Kindesalter?
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Was sind Sprechstörungen im Kindesalter?
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Wie unterscheiden sich Sprachstörungen von
Sprechstörungen bei Kindern?
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Was kann bei Sprachstörungen getan werden?
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Was kann bei Sprechstörungen getan werden?
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Sprachstörung und Sprechstörung - Vorabinfos
Sprach- und Sprechstörungen sind Störungen bei der lautlichen oder gedanklichen Erzeugung von Sprache. Jedoch gibt es grundlegende und wichtige Unterschiede zwischen Sprach- und Sprechstörungen, diese wollen wir uns genauer anschauen. Es ist aber möglich, dass bei einem Menschen beides, also eine Sprachstörung und eine Sprechstörung gleichzeitig auftritt. Werfen wir zuerst einen genaueren Blick auf die Sprachstörungen.
Was sind Sprachstörungen?
Sprachstörungen bei Kindern betreffen die Entwicklung des Spracherwerbs. Sie können sich auf verschiedene Bereiche auswirken. Beispielsweise auf das Verstehen und auf das Sprechen, aber auch allgemein auf kommunikative Situationen. Von einer Sprachentwicklungsstörung wird gesprochen, wenn sich diese im frühen Kindesalter entwickelt hat. Dabei kommt es zu einer Störung bei der gedanklichen Erzeugung von Sprache und zu einer Beeinträchtigung vom Sprachaufbau und Spracherwerb.
Sprachentwicklungsstörungen stellen die häufigste Form der Entwicklungsstörungen dar, die Prävalenz, also die Verbreitung beträgt etwa 8%, wobei Jungen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen.
Mögliche Ursachen für eine Sprachstörung
Es ist möglich, dass organische, psychische oder soziale Faktoren zu einer Sprachstörung führen. Sprachstörungen werden häufig durch Hörstörungen im Kindesalter oder durch Behinderung ausgelöst. Auch eine langanhaltende Mittelohrentzündung in der Sprachsensiblen Phasen (also etwa zwischen dem 2ten und 3ten Lebensjahr) oder eine Fehlbildung der Hörorgane erhöht das Risiko für eine Sprachstörung. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Sprachentwicklung bei allen Kindern unterschiedlich abläuft, es also nicht sofort einen Grund zur Sorge gibt. Tendenziell lässt sich sogar sagen, dass Jungen in ihrer Sprachentwicklung langsamer sind als Mädchen.
Mögliche Symptome einer Sprachstörungen beim Kind
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Eine Sprachentwicklungsstörung wirkt sich auf verschiedene Bereiche aus. So kann es beispielsweise zu Auffälligkeiten in der Aussprache kommen. Dann liegt eine Störung des Lautsystems, also der Phonologie, vor. Wörter werden fehlerhaft ausgesprochen.
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Auch sind Auffälligkeiten beim Wortschatz möglich. Dann hat das Kind ein zu geringes Repertoire an Wörtern um sich angemessen auszudrücken. Altersuntypisch fehlen Wörtern, welche häufig mit anderen Wörtern umschrieben werden.
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Auch sind Auffälligkeiten bei der Grammatik und dem Satzbau möglich. Es werden systematisch Wörter weggelassen oder Sätze verkürzt.
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Ebenso kann sich eine Sprachentwicklungsstörung auf das allgemeine Sprachverständnis und auf die allgemeinen Kommunikationsfähigkeiten auswirken.
Was sind Sprechstörungen?
Sprechstörungen stellen eine Störung der Artikulation von Lauten dar. Dabei wird beispielsweise der Ziellaut nicht auf die Art und Weise gebildet wie es korrekt wäre. Das ist zum Beispiel beim Lispeln der Fall. Auch das sehr bekannte Stottern gehört zu den Sprechstörungen, dabei kommt es zu ungewollten Wiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen von einzelnen Lauten, Silben oder ganzen Wörtern.
Einer weitere Sprechstörung ist das sogenannte Poltern. Dies wird häufig mit dem Stottern verwechselt. Mit dem Poltern ist jedoch das zu schnelle sprechen gemeint. Das Sprachtempo ist so hoch, dass die Aussprache verwaschen und undeutlich klingt.
Mögliche Ursachen für eine Sprechstörung
Sprechstörung sind nicht selten Leitsymptome. Beispielsweise Leitsymptome einer Entwicklungsstörung, einer Entwicklungsverzögerung oder einer Behinderung. Es ist möglich, dass motorische Störungen der ausführenden Sprechorgane vorhanden sind. Es gibt jedoch keine eindeutige Ursache für Sprechstörungen, die Ursachen sind multifaktoriell.
So kann es zum Beispiel für das Stottern ganz verschiedene Gründe geben, von einem Traumatischen Erlebnis, über eine Veranlagung bis hin zu Störungen bei der Verarbeitung entsprechender Nervensignale im Gehirn. Ein großes Problem ist, dass eine Sprechstörung häufig mit kognitiven Fähigkeiten und der Intelligenz in Verbindung gebracht wird. Eine Person die stark lispelt oder stottert wird nicht selten als weniger Intelligent wahrgenommen. Unterschiedliche Untersuchungen haben aber belegt, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Sprechstörungen gibt. Das bedeutet, dass eine Person stottern oder lispeln kann, aber dennoch hochbegabt ist.
Warum ist eine Unterscheidung zu wichtig? Wann sollte eingegriffen werden?
Die Ansätze zur Behandlung sind unterschiedlich. Tendenziell lässt sich auch sagen, dass das Poltern oder Stottern auch in späterem Alter mit guter Prognose therapiert werden kann. Wohingegen die Sprachentwicklung mit Reifungsprozessen im Gehirn gekoppelt ist. Mit zunehmenden Alter wird es also schwieriger eine Sprachentwicklungsstörung erfolgreich zu therapieren. Die Sprachentwicklung ist ein komplexes Thema. Kinder lernen in der Sprachsensiblen Phase enorm viel.
Dabei ist die Entwicklung total unterschiedlich, dies sollte beachtet werden. Es wird dazu geraten, den Kindern in ihrer Entwicklung Zeit zu gegeben und nicht bei jeder Auffälligkeit eine Sprachtherapie zu verordnen, auch wenn das Thema der Sprachentwicklung Eltern häufig Sorge bereitet. Grob lässt sich sagen, dass vor dem vierten Lebensjahr keine Sprachtherapie stattfinden muss, bei sehr großem Leidensdruck und wirklich starken Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung kann aber über eine Beratung und eine Vorstellung bei einem Logopäden oder einer Logopädin nachgedacht werden. Eine Sprachentwicklungsstörung sollte Vorrang vor einer Sprechstörung haben. Unbehandelt kann sich eine Sprachstörung so verfestigen, dass eine erfolgreiche Therapie immer schwieriger wird. Dies kann Folgen auf weitere Lebensbereiche des Menschen haben. Beispielsweise hängt die Sprachentwicklung stark mit Lese- und Rechtschreibkompetenzen zusammen. Eine chronifizierte Sprachstörung kann aber auch eine starke psychische Belastung darstellen.
Auch an dieser Stelle sollte noch mal erwähnt werden, dass Sprach- und Sprechstörungen keine Rückschlüsse auf die Intelligenz geben. Auch wenn sich eine Person sehr simpel ausdrückt, grammatikalische Fehler macht und zusätzlich noch stottert, bedeutet dies nicht, dass eine Intelligenzminderung vorliegt. Dies ist wichtig zu erwähnen, weil über die Sprache der erste Eindruck oft stark geprägt wird und Rückschlüsse auf andere Fähigkeiten und Kompetenzen des Menschen gezogen werden. Pädagogische Fachkräfte sollten für diese differenzierte Sichtweise sensibilisiert sein.